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Medikamentenrückstände im Trinkwasser: Stand der Wissenschaft und Empfehlungen

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Medikamentenrückstände im Trinkwasser: Stand der Wissenschaft und Empfehlungen

Medikamentenrückstände im Trinkwasser sind ein Thema, das zunehmend von Wissenschaft und Behörden beobachtet wird. In Deutschland wurden bislang über 150 verschiedene Arzneimittelwirkstoffe in Gewässern nachgewiesen, darunter Schmerzmittel, Antibiotika, Hormone und Blutdrucksenker 5,7,9. Die Konzentrationen im Trinkwasser liegen jedoch meist im Spurenbereich, oft bei 0,1 bis 1 Mikrogramm pro Liter oder darunter 5,8.

Wie gelangen Medikamente ins Trinkwasser?

  • Arzneimittelrückstände gelangen hauptsächlich über den Urin von Menschen und Tieren sowie durch unsachgemäße Entsorgung in den Wasserkreislauf 4,7.

  • Kläranlagen können viele dieser Stoffe nicht vollständig entfernen, sodass sie in Flüsse, Seen und letztlich ins Grund- und Trinkwasser gelangen 7,8.

  • Besonders problematisch sind langlebige, wasserlösliche Wirkstoffe wie Diclofenac, Carbamazepin, Ibuprofen, Ethinylestradiol und Sulfamethoxazol, die regelmäßig im Wasserkreislauf nachgewiesen werden 4,8,9.

Gesundheitliche Bewertung

Nach aktuellem Stand stellen die im Trinkwasser nachgewiesenen Medikamentenkonzentrationen laut Umweltbundesamt und DVGW für gesunde Erwachsene kein akutes Gesundheitsrisiko dar 5,8. Die Konzentrationen liegen deutlich unterhalb der von Expertengremien abgeleiteten maximal tolerierbaren Werte 8. Es gibt jedoch keine gesetzlich festgelegten Grenzwerte für Arzneimittelrückstände in der deutschen Trinkwasserverordnung 4,5.

Die langfristigen Folgen und mögliche Kombinationseffekte verschiedener Arzneimittelrückstände sind noch nicht abschließend erforscht. Besonders für empfindliche Gruppen wie Säuglinge, Schwangere oder chronisch Kranke empfiehlt das Umweltbundesamt, die Belastung so gering wie möglich zu halten 8.

Umweltwirkungen

Auch wenn die Konzentrationen für Menschen gering sind, können Arzneimittelrückstände bereits in niedrigen Mengen Wasserorganismen schädigen, etwa durch hormonelle Veränderungen oder die Förderung von Antibiotikaresistenzen 7,8.

Maßnahmen und Empfehlungen

  • Richtige Entsorgung: Unsachgemäße Entsorgung über Toilette oder Ausguss trägt erheblich zur Belastung bei. Das Bundesumweltministerium empfiehlt, abgelaufene oder nicht mehr benötigte Medikamente über den Restmüll zu entsorgen oder bei Apotheken abzugeben 3.

  • Technische Lösungen: Das Umweltbundesamt empfiehlt den Ausbau von Kläranlagen um eine vierte Reinigungsstufe, etwa mit Aktivkohle oder Ozon, um Arzneimittelrückstände besser zu entfernen 4,7.

  • Eigeninitiative: Wer sich zusätzlich schützen möchte, kann spezielle Aktivkohlefilter oder Umkehrosmoseanlagen nutzen, die viele Arzneimittelrückstände aus dem Trinkwasser entfernen können 4.

Quellen:

  • Umweltbundesamt 7,8,9

  • DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches)5,6

  • Bundesumweltministerium

  1. https://www.umweltbundesamt.de/eintrag-vorkommen-wirkungen-von-arzneistoffen-in
  2. https://www.umweltbundesamt.at/aktuelles/presse/news2017/news-171213
  3. https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/arzneimittel/die-uba-datenbank-arzneimittel-in-der-umwelt
  4. https://www.dvgw.de/themen/umwelt/medikamente-und-spurenstoffe
  5. https://www.dvgw.de/themen/wasser/wasserqualitaet/medikamentenrueckstaende
  6. https://www.test-wasser.de/medikamente-im-trinkwasser
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